Berufsunfähigkeit - die Königin der Absicherung
Hofheim, 4. Mai 2022 – Der aktuelle Jahrgang des M&M Rating Berufsunfähigkeit (BU) bewertet 571 Tarife und -kombinationen. Insgesamt ist ein Ruck nach oben zu verzeichnen. Preislich attraktiv ist die BU jedoch nur für einen erlesenen Kreis.
MORGEN & MORGEN veröffentlicht den aktuellen Jahrgang des M&M Rating Berufsunfähigkeit. Im Rahmen der Analyse zeigt sich der BU-Markt weiterhin stabil. Das Neugeschäft wächst erneut, im Vergleich zur Vorjahresbetrachtung mit 1,8 Prozent Wachstum jedoch in diesem Jahr nur um 0,4 Prozent. Die eingenommenen Beiträge steigen um 3,3 Prozent, 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Rund 271.000 BU-Renten mit einem Volumen von über 2,3 Milliarden Euro befinden sich aktuell in der Auszahlung. Insgesamt zeigen sich im Rahmen der routinemäßigen Anpassungen der Tafeln zum Jahreswechsel aber weniger Leistungsfälle als angenommen.
Insgesamt ist im Ratingergebnis ein Ruck nach oben zu verzeichnen. Einige Versicherer konnten sich in den Teilratings verbessern.
Der aktuelle Ratingjahrgang
Das aktuelle Rating bewertet 571 Tarife und -kombinationen, drei mehr als im Vorjahr. Insgesamt ist ein Ruck nach oben zu verzeichnen. Einige Versicherer konnten sich in den Teilratings verbessern. Die Gründe sind individuell und können bei kleinsten Änderungen zu einer neuen Bewertung führen. Auch die Anpassungen im Teilrating BU-Beitragsstabilität bei den Komponenten Bilanzen und Solvency II haben in Einzelfällen zu einem neuen Ergebnis geführt. 447 Tarife sind mit der Höchstbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet. Das sind 41 mehr als im letzten Ratingjahrgang. Mit über 20 Tarifen weniger zeigt sich die vier Sterne Kategorie entsprechend ausgedünnt. Sie bietet aber immer noch 38 top bewertete Tarife. Auch das Segment der durchschnittlichen Tarife enthält mit 62 Tarifen acht Tarife weniger als im Vorjahr. Lediglich 24 Tarife wurden nur mit zwei oder einem Stern bewertet.
Sterneverteilung
Ratingbewertung | Anzahl Tarife 2022 | Anzahl Tarife 2021 | Anzahl Tarife 2020 |
---|---|---|---|
5 Sterne - ausgezeichnet | 447 | 406 | 360 |
4 Sterne - sehr gut | 38 | 59 | 55 |
3 Sterne - durchschnittlich | 62 | 70 | 73 |
2 Sterne - schwach | 11 | 17 | 23 |
1 Stern - sehr schwach | 13 | 14 | 14 |
© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 05/2022
Aktuelle Entwicklung
Die Analyse der Bedingungswerke zeigt, dass sich vor allem die Teilzeitklausel durchsetzt. Waren es im Jahr 2021 nur 14 Gesellschaften, so sind es heute 27 Versicherer, die das Thema in ihren Bedingungen verankern. Eine große Dynamik verzeichnet aktuell die Nachversicherung. Hier findet eine zunehmende Differenzierung hinsichtlich der Altersgrenzen, der maximalen Rentenhöhen, der Ereignisse, die zur Nachversicherung berechtigen und, ob nur auf eine Gesundheitsprüfung bei der Nachversicherung verzichtet wird oder auf die komplette Risikoprüfung.
Das Rating
Das M&M Rating Berufsunfähigkeit bewertet Tarife und Tarifkombinationen mit einem Stern bis fünf Sternen. Das Rating besteht aus vier Teilratings mit unterschiedlicher Gewichtung: Bedingungen (40 Prozent), Kompetenz (30 Prozent), Beitragsstabilität (20 Prozent) und Antragsfragen (10 Prozent). Das Teilrating Bedingungen bewertet die BU-Tarifvariante anhand von 29 Leistungsfragen. Das Teilrating Kompetenz besteht aus fünf Komponenten und bewertet rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000. Mit dem Teilrating Beitragsstabilität werden sechs Teilbereiche bewertet, die Aussagen über die zukünftige Beitragsstabilität der BU-Tarife zulassen. Das letzte Teilrating Antragsfragen analysiert die Gesundheitsfragen und gefahrerhebenden Fragen der BU-Anträge. Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Systematik des M&M BU-Ratings beibehalten. Im Teilrating BU-Beitragsstabilität wurden bei den Komponenten Bilanzen und Solvency II die Benchmarks an veränderte Marktniveaus der Kennzahlen angepasst.
Mindestkriterien
- voll oder eingeschränkt erfüllt, um die Bewertung von vier* oder fünf Sternen zu erreichen - |
---|
Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet.* |
Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt. |
Bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Erwerbsunfähigkeit wird rückwirkend von Beginn an geleistet.* |
Der Versicherer verzichtet altersunabhängig und eindeutig auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.* |
Der Versicherer leistet die versicherte Rente ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent. * |
Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer die Anzeigepflichtverletzung nicht zu vertreten hat. |
Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht. |
Der Versicherer leistet, wenn die Berufsunfähigkeit infolge von Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall eingetreten ist. |
Die Beiträge werden auf Antrag ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistung gestundet. |
Der Versicherer verzichtet bei der Nachprüfung der Berufsunfähigkeit auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.* |
Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.* |
© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand: 05/2022
Blick hinter die Kulissen
Nicht jeder, der eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, ist gesund. Unter den Beantragenden mit Vorerkrankungen werden jedoch 77 Prozent ohne Erschwernis angenommen. 15 Prozent werden mit Ausschlüssen und / oder Zuschlägen abgesichert. Nur vier Prozent erhalten eine Absage des Versicherers.
Als Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit bilden die Nervenkrankheiten weiterhin mit 33,51 Prozent die Spitze. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates folgen mit großem Abstand und bilden 20,05 Prozent der Ursachen. Die Aufschlüsselung nach Altersstufen zeigt, dass sich die Nervenerkrankungen als Hauptursache in allen Altersgruppen durchzieht. „Dieser Trend wird sich sicherlich fortsetzen. Noch sind die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht in den Statistiken gelandet“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN und ergänzt „insgesamt sorgt die stetig verbesserte medizinische Versorgung für eine Rückläufigkeit bei körperlichen Erkrankungen.“
Im Zuge der Beantragung einer BU-Leistung führt der Abbruch in der Kommunikation durch den Versicherungsnehmer nach wie vor mit 38 Prozent die Rangliste an. Dicht gefolgt von der Nichterreichung des 50 Prozent BU Grades. Die Ablehnungsgründe aufgrund vorvertraglicher Anzeigepflichtverletzungen gehen in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. „Gründe hierfür könnten sowohl die immer weiter konkretisierten Antragsfragen sein als auch die größere Sensibilisierung in der Beratung. In Gesprächen mit Vermittlerinnen und Vermittlern ist festzustellen, dass im Bereich der Arbeitskraftabsicherung häufig mit anonymen Risikovoranfragen gearbeitet wird“, sagt Ludwig.
Hinsichtlich der gerichtlichen Prozessquoten zeigt sich, dass Prozesse größtenteils zu einem Vergleich führen. Der hohe Anteil an Prozessen, die vom Versicherer gewonnen werden, zeigt, dass die Ablehnung der Leistung berechtigt war und der Versicherer im Sinne des Kollektivs gehandelt hat.
Point of Sale Sicht
Die MORGEN & MORGEN POS-Auswertungen im Bereich BU beruhen auf mehr als einer halben Million anonymisierter Berechnungen aus den letzten zwölf Monaten. Sie zeigen einen deutlichen Trend hin zu jungen Versicherungsnehmerinnen und -nehmern. „Es werden vermehrt Schüler und Schülerinnen, Azubis und Studentinnen und Studenten sowie Alter unter 30 Jahren berechnet. Das ist ein erfreulicher Trend, denn die beste BU ist die, die man gestern abgeschlossen hat,“ unterstreicht Ludwig die Notwendigkeit, sich so früh wie möglich mit dem Abschluss einer BU auseinanderzusetzen. Weiterhin ist zu erkennen, dass das Endalter in den Berechnungen höher gewählt und immer häufiger auf über 65 Jahren angesetzt wird.
POS-Analyse
Berechnungsvorgaben | Anteil 2021 | Anteil 2020 | Anteil 2019 | Anteil 2018 |
---|---|---|---|---|
Eintrittsalter unter 18 Jahren | 7% | 6% | 4% | 5% |
Eintrittsalter unter 30 Jahren | 47% | 34% | 35% | 39% |
Schüler/in | 4,8% | 4,4% | 3,8% | 3,2% |
Student/in | 11,4% | 9,4% | 7,4% | 6,8% |
Endalter über 65 Jahren | 61% | 56% | 52% | 48% |
© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 05/2022
Prämienanpassungen
Prämienseitig hatten die Versicherungsgesellschaften zum Jahreswechsel die Herausforderung, im Zuge der Rechnungszinssenkung ihre Tarife zu überarbeiten. Die neuen Kalkulationsgrundlagen zeigen ein angepasstes Prämiengefüge, in dem sich eine leicht erhöhte Brutto-Netto-Spreizung abzeichnet. „Bei rund 20 Gesellschaften konnten wir eine leicht angehobene Spreizung feststellen, vermutlich, um in diesem Zuge teure Bruttobeiträge abzufangen und im Wettbewerb mit guten Nettobeiträgen mithalten zu können,“ vermutet Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating und Analyse bei MORGEN & MORGEN. „Zehn Anbieter haben im Gegenzug ihre Rabatte gesenkt, teils sogar sehr deutlich. Dies betrifft eher Versicherer, die vorher eine recht hohe Spreizung hatten,“ ergänzt Ludwig.
Insgesamt sind die Tarife im Neugeschäft teurer geworden. Das hat eine Analyse von 50 gängigen Berufen gezeigt. Die günstigsten Tarife haben sich hier durchschnittlich um 3,1 Prozent erhöht. Der Durchschnitt aller Tarife zeigt eine Verteuerung um etwa ein Prozent.
Die Analyse der Beitragsstabilität im Rahmen des M&M Ratings veranschaulicht, dass die meisten Versicherer gut aufgestellt sind. Einige Versicherer konnten sich im Teilrating im Vergleich zum Vorjahr sogar verbessern. „Trotz der schwierigen finanziellen Lage am Kapitalmarkt besteht bei den gut bewerteten Versicherern kein signifikantes Risiko für starke Beitragserhöhungen im Bestand“, gibt Ludwig ein positives Signal.
Günstige Prämien für Auserwählte
Die Königin der Arbeitskraftabsicherung zeigt sich nach wie vor divenhaft und lässt ihre Gunst nur einem erlesenen Kreis zu teil werden. Glücklich schätzen können sich diejenigen, die einer Bürotätigkeit nachgehen. Für sie ist die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht nur erschwinglich, sondern teils preislich attraktiver als andere Formen der Arbeitskraftabsicherung. So zahlt eine junge Mathematikerin nach aktuellen Berechnungen in der Vergleichssoftware M&M Office nur rund 37 Euro monatlich für die BU, während sie für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung 43 Euro und für eine Grundfähigkeitsversicherung 47 Euro monatlich aufwenden müsste.
Das komplette M&M Rating Berufsunfähigkeit und die Erläuterung findest Du hier. Weitere Ratings und Rankings folgen in regelmäßigen Abständen und können auf der Website eingesehen werden.
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