M&M Marktblick

      Berufsunfähigkeit 2023

      486 Tarife mit top Bewertung. Neugeschäft wächst um zehn Prozent.

      Hofheim, 4. Mai 2023 – Der aktuelle Jahrgang des M&M Rating Berufsunfähigkeit (BU) bewertet 617 Tarife und -kombinationen. Das Neugeschäft ist um zehn Prozent gewachsen und das Angebot insgesamt weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

      MORGEN & MORGEN veröffentlicht den aktuellen Jahrgang des M&M Rating Berufsunfähigkeit. „Im Rahmen der Analyse zeigt sich, dass der BU-Markt im Vergleich zur Vorjahresbetrachtung im Neugeschäft ein deutliches Wachstum verbucht“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN. Wuchs das Neugeschäft vormals nur um 0,4 Prozent, so sind es im aktuellen Betrachtungszeitraum knapp 10 Prozent. Auch die eingenommenen Beiträge steigen folglich und verzeichnen ein Wachstum von 6 Prozent. In der Vorjahresbetrachtung waren es 3,3 Prozent. Rund 275.000 BU-Renten, das sind aktuell 4.000 BU-Renten mehr, befinden sich mit einem Volumen von rund 2,4 Milliarden Euro in der Auszahlung.

      Im Rahmen der Analyse zeigt sich, dass der BU-Markt im Vergleich zur Vorjahresbetrachtung im Neugeschäft ein deutliches Wachstum verbucht.

      Andreas Ludwig | Bereichsleiter Rating & Analyse

      Der aktuelle Ratingjahrgang

      Das aktuelle Rating bewertet 617 BU-Tarife und -kombinationen, 46 mehr als im Vorjahr. „Der Anstieg ist sowohl neuen Tarifen, als auch weiteren Tarifausprägungen in Form von differenzierten Tarifvarianten bestehender Tarife geschuldet“, verdeutlicht Ludwig. Das Gesamtbild der Ratingbewertung zeigt weiterhin eine Zunahme der Fünf-Sterne-Riege. Einige der Versicherer konnten sich in den Teilratings verbessern. Die Gründe sind individuell und können bei kleinsten Änderungen zu einer neuen Bewertung führen. Die Anpassung der Ratingfragen zu den Nachversicherungsgarantien, um den Markt in seiner aktuellen Ausprägung zu zeigen, hat bei dem einen oder anderen Tarif ebenfalls zu einer leichten Veränderung im Gesamtergebnis geführt. 486 Tarife sind mit der Höchstbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet. Das sind 39 mehr als im letzten Ratingjahrgang. Mit 34 Tarifen hat die Vier-Sterne-Kategorie vier Tarife verloren. Etwas bauchig zeigt sich das Ergebnis mit 77 Tarifen, die drei Sterne erhalten. Das sind 15 Tarife mehr als im Vorjahr. Lediglich 20 Tarife wurden nur mit zwei oder einem Stern bewertet. Damit sind es vier Tarife weniger als im vergangenen Jahr.

      Sterneverteilung

      M&M Rating Berufsunfähigkeit
      Ratingbewertung Anzahl Tarife 2023 Anzahl Tarife 2022 Anzahl Tarife 2021

      5 Sterne - ausgezeichnet

      486

      447

      406

      4 Sterne - sehr gut

      34

      38

      59

      3 Sterne - durchschnittlich

      77

      62

      70

      2 Sterne - schwach

      13

      11

      17

      1 Stern - sehr schwach

      7

      13

      14

      © MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 05/2023

      Aktuelle Entwicklung

      Eine große Dynamik verzeichnet aktuell die Nachversicherung. Hier findet eine zunehmende Differenzierung hinsichtlich der Altersgrenzen, der maximalen Rentenhöhen, der Ereignisse, die zur Nachversicherung berechtigen und, ob nur auf eine Gesundheitsprüfung bei der Nachversicherung verzichtet wird oder auf die komplette Risikoprüfung. „Daher haben wir zum einen im aktuellen BU-Rating die Ratingfragen angepasst und zum anderen ein gesondertes Rating zum Thema Nachversicherungsgarantie entworfen“, geht Ludwig auf die aktuelle Marktentwicklung ein und ergänzt „wir stellen hier einen zunehmenden Wettbewerb fest und sehen eine deutliche Verbesserung im Angebot der Nachversicherungsgarantien“.

      Das Rating

      Das M&M Rating Berufsunfähigkeit bewertet Tarife und Tarifkombinationen mit einem Stern bis fünf Sternen. Das Rating besteht aus vier Teilratings mit unterschiedlicher Gewichtung: Bedingungen (40 Prozent), Kompetenz (30 Prozent), Beitragsstabilität (20 Prozent) und Antragsfragen (10 Prozent). Das Teilrating Bedingungen bewertet die BU-Tarifvariante anhand von 29 Leistungsfragen. Das Teilrating Kompetenz besteht aus fünf Komponenten und bewertet rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000. Mit dem Teilrating Beitragsstabilität werden sechs Teilbereiche bewertet, die Aussagen über die zukünftige Beitragsstabilität der BU-Tarife zulassen. Das letzte Teilrating Antragsfragen analysiert die Gesundheitsfragen und gefahrerhebenden Fragen der BU-Anträge. Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Systematik des M&M BU-Ratings beibehalten. Im Teilrating BU-Beitragsstabilität wurden bei den Komponenten Bilanzen und Solvency II die Benchmarks an veränderte Marktniveaus der Kennzahlen angepasst.

      Mindestkriterien

      M&M Rating Berufsunfähigkeit
      - voll oder eingeschränkt erfüllt, um die Bewertung von vier* oder fünf Sternen zu erreichen -

      Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet.*

      Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt.

      Bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Erwerbsunfähigkeit wird rückwirkend von Beginn an geleistet.*

      Der Versicherer verzichtet altersunabhängig und eindeutig auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.*

      Der Versicherer leistet die versicherte Rente ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent. *

      Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer die Anzeigepflichtverletzung nicht zu vertreten hat.

      Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht.

      Der Versicherer leistet, wenn die Berufsunfähigkeit infolge von Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall eingetreten ist.

      Die Beiträge werden auf Antrag ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistung gestundet.

      Der Versicherer verzichtet bei der Nachprüfung der Berufsunfähigkeit auf sein Recht auf abstrakte Verweisung.*

      Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.*

      © MORGEN & MORGEN GmbH | Stand: 05/2023

      Ausblick

      Die Berufsunfähigkeitsversicherung hat sich als Königin der Absicherung auf einem hohen Bedingungsniveau etabliert. Ihre Zielgruppe wird weiterhin hautsächlich die nicht körperlichen Berufe ausüben. Als Alternative ist die Grundfähigkeitsversicherung stark im Kommen. Sie stellt jedoch nur in bestimmten Konstellationen eine echte Arbeitskraftabsicherung dar. Zum einen temporär, im Falle der AU-Klausel oder berufsbezogen durch die Absicherung von Fähigkeiten, die bei der Ausübung des Berufs gefordert sind, wie zum Beispiel Bus- oder LKW-Fahren. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung als echte Arbeitskraftabsicherung ist weiterhin zu Unrecht eher ein Nischenprodukt. Bedingungsseitig zeigt sich die BU auf höchstem Niveau. Der Wettbewerb findet auch in Zukunft vorwiegend über die Differenzierung einzelner Bedingungen statt. Aktuell geschieht dies vor allem über die unterschiedlichen Nachversicherungsangebote.

      Blick hinter die Kulissen

      Nicht jeder, der eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, ist gesund. Unter den Beantragenden werden jedoch zunehmend Vorerkrankte ohne Erschwernis angenommen. Deren Anteil ist von 77, 24 Prozent auf 78, 77 Prozent gestiegen. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in der Ablehnungsquote, die um 0,58 Prozentpunkte auf drei Prozent gesunken ist, wider. Auch die Zuschläge und Ausschlüsse bei Vorerkrankungen nehmen ab. Ihr Anteilsinkt von 1,32 Prozent auf 0,98 Prozent. „Vorerkrankungen scheinen bei der Annahme in weniger ins Gewicht zu fallen“, stellt Ludwig fest.

      Als Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit bilden die Nervenkrankheiten nach wie vor mit inzwischen 34,5 Prozent die Spitze. Sie haben um einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorjahresbetrachtung zugenommen. Die Zunahme spielt sich vor allem in der Altersgruppe bis 40 Jahre ab. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates folgen mit großem Abstand und bilden 20,1 Prozent der Ursachen. Die Aufschlüsselung nach Altersstufen zeigt, dass sich die Nervenerkrankungen als Hauptursache in allen Altersgruppen durchzieht. „Dieser Trend wird sich sicherlich fortsetzen. Im aktuellen Ratingjahrgang betrachten wir die Geschäftszahlen von 2021. Die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie werden sich zeitverzögert zeigen und sind hier noch kaum abgebildet“, sagt Andreas Ludwig und ergänzt: „mittelfristig könnte es aber vermehrt BU-Fälle durch Corona geben. Einerseits aufgrund von Long Covid oder psychischen Erkrankungen. Andererseits eventuell durch schlimmere Krankheitsverläufe wegen aufgeschobener Arztbesuche“.

      Die Verteilung der Ablehnungsgründe im Zuge der Beantragung einer BU-Leistung ist in etwa gleichgeblieben. Nach wie vor führt der Abbruch in der Kommunikation durch den Versicherungsnehmer mit 37,62 Prozent die Rangliste an. Der Anteil ist aber leicht gesunken. Dicht gefolgt wird er von der Nichterreichung des 50 Prozent BU Grades. Um knapp zwei Prozentpunkte ist der Ablehnungsgrund „Anfechtung beziehungsweise Betrugsfall“ auffallend gesunken. Die sonstigen Gründe haben sich ebenfalls auffallend verändert. Sie sind um knapp drei Prozentpunkte gestiegen.

       

      Hinsichtlich der gerichtlichen Prozessquoten zeigt sich, dass Prozesse größtenteils zu einem Vergleich führen. Der Anteil ist sogar um vier Prozentpunkte gestiegen. Gleichermaßen sind die vom Versicherer gewonnen Prozesse um vier Prozentpunkte gesunken. Eine Verschiebung zugunsten eines Vergleichs ist anzunehmen. Der nach wie vor relativ hohe Anteil an Prozessen, die vom Versicherer gewonnen werden, zeigt, dass die Ablehnung der Leistung berechtigt war und der Versicherer im Sinne des Kollektivs gehandelt hat.

      Point of Sale Sicht

      Die MORGEN & MORGEN POS-Auswertungen im Bereich BU beruhen auf mehr als einer halben Million anonymisierter Berechnungen aus den letzten zwölf Monaten. Sie zeigen nach wie vor, dass eine BU sehr häufig in jungen Jahren abgeschlossen wird. 47 Prozent der Berechnungen wurden für ein Eintrittsalter unter 30 Jahren berechnet. Das Eintrittsalter unter 18 Jahren verzeichnet jedoch einen leichten Rückgang um zwei Prozentpunkte. Auch die Berechnungen für Schüler:innen und Student:innen gingen leicht zurück. „Auch wenn es sich nur um leichte Schwankungen handelt, ist das eher verwunderlich. Auch vor dem Hintergrund, dass sich die aktuellen Angebote der Versicherer deutlich an die junge Zielgruppe wenden“, stellt Ludwig fest. Ein deutlicher Trend ist bei dem gewünschten Endalter von über 65 Jahren zu erkennen. Seit 2019 wurde diese Berechnungsvorgabe um 14 Prozentpunkte häufiger angegeben.

      POS-Analyse

      Berechnungsvorgaben Berufsunfähigkeit
      Berechnungsvorgaben Anteil 2022 Anteil 2021 Anteil 2020 Anteil 2019

      Eintrittsalter unter 18 Jahren

      5%

      7%

      6%

      4%

      Eintrittsalter unter 30 Jahren

      47%

      47%

      34%

      35%

      Schüler:in

      4,2%

      4,8%

      4,4%

      3,8%

      Student:in

      9,0%

      11,4%

      9,4%

      7,4%

      Endalter über 65 Jahren

      66%

      61%

      56%

      52%

      © MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 05/2023

      Das komplette M&M Rating Berufsunfähigkeit und die Erläuterung findest Du hier. Weitere Ratings und Rankings folgen in regelmäßigen Abständen und können auf der Website eingesehen werden.

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